Der zweite Wirtschaftskongress des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb e.V.) unter der Schirmherrschaft der Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries war ein voller Erfolg. Mit dem Stichwort „Digitale Transformation – der Faktor Mensch“ brachte der Verband das richtige Thema zur richtigen Zeit auf die Agenda und konnte hochkarätige Redner aus der Wirtschaft für seine Tagung gewinnen. Mehr als 100 Experten, Entscheider und Führungskräfte kamen aus ganz Deutschland nach Düsseldorf, um der von der WirtschaftsWoche begleiteten Veranstaltung beizuwohnen.

Bereits in seiner Eingangsrede führte Verbandspräsident Peter Herrmann die wesentlichen Herausforderungen der Digitalisierung an und gab wesentliche Leitmotive des Kongresses vor – darunter die Dematerialisierung ehemals industrieller Anwendungen, der Siegeszug von Maschinen in Bereichen, die bislang Menschen vorbehalten sind, der Markteintritt neuer Unternehmen und Geschäftsmodelle und nicht zuletzt der Zwang, jedes Produkt vom Kunden her zu denken. „Digitalisierung kann nicht top-down verordnet werden“, so Herrmann. „Nur durch intensive Einbindung der Mitarbeiter kann die Veränderung gelingen – zumal ein wesentlicher Engpass gegenwärtig im Humankapital und den verfügbaren Skills liegt.“ Der Kongress, sagte Herrmann, sei ein Instrument, um den „Blick für das Wesentliche zu schärfen, gerade in Anbetracht der bevorstehenden Herausforderungen.“

In den folgenden Stunden widmeten sich 14 Referentinnen und Referenten einer Vielzahl von Facetten, die das Thema Digitalisierung unter dem Gesichtspunkt des „Faktors Mensch“ zu bieten hat. So sprach Dr. Oliver Bohl, Direktor Digitaler Vertrieb der KfW Bankengruppe, über die Aufholjagd Deutschlands im digitalen Business. DriveNow-Geschäftsführer Nico Gabriel stellte das durch die Digitalisierung überhaupt erst möglich gewordene Geschäftsmodell des von ihm geführten, von Sixt und BMW ins Leben gerufenen Premium-Carsharing-Anbieters dar. Frank Klingenhöfer, Vorsitzender der Region Mitte und Regionalleiter Marketing der DB Regio AG, gab anknüpfend an seinen Vortrag 2015 ein neues Update über die Digitalisierung bei der Deutschen Bahn. Ernst Esslinger, Director Methods/Tools bei der HOMAG Group, ging auf die Sicherheitsrisiken der international vernetzten Produktion ein, die gelegentlich noch immer unterschätzt werden, und stellte das nationale Referenzprojekt zur IT-Sicherheit „IUNO“ vor.

Manouchehr Shamsrizi, Gründer des Startups RetroBrain R&D und Wissenschaftler am Exzellenzcluster der Humboldt-Universität Berlin, erläuterte die Möglichkeit, mit Mitteln der Digitalisierung spielerische Anreize für ökonomisch vorteilhaftes Handeln zu setzen. Seine These: In Zeiten der Digitalisierung ist das Menschenbild des „Homo Ludens“, des spielenden Menschen, gegenüber dem Homo Oeconomicus auch aus Business-Sicht die bessere Wahl. Einen besonderen Zwischenapplaus erntete denn auch Florian Nöll, Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Startups e.V., für seinen Appell, Schüler und insbesondere auch Schülerinnen wieder mehr „Pippi Langstrumpf“ sein zu lassen, um jene Kreativität und unternehmerischen Führungsqualitäten zur Entfaltung zu bringen, die in der digitalen Wirtschaft dringender denn je gebraucht werden.

Viel Beachtung fand der Keynote-Vortrag der bdvb-Beiratsvorsitzenden Heike Bingmann, die dem globalen Top-Management (EMG) des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen angehört. Am Beispiel von ZF stellte Bingmann die Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitsformen, Hierarchien, Zusammenarbeit und Führung dar. Ihr Fazit: „Der digitale Wandel stellt neue Anforderungen an Leadership, denn digitale Transformation ist vor allem auch kulturelle Transformation. Dafür gibt es keinen universellen Blueprint, sondern jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg dazu gestalten.“ Außerdem, so Bingmann, gebe es weiterhin mehr als rein digitale Skills: „Bei der ZF fördern wir das gemeinsame Fitmachen für das digitale Zeitalter z.B. über die Digital Academy. Dabei setzen wir auf die Erfahrung, das Können und Engagement aller Mitarbeiter unabhängig von Lebensalter oder Landesgrenzen.“

bdvb-Präsident Peter Herrmann zeigte sich nach der Veranstaltung über das große Interesse an der Veranstaltung erfreut. „Die Resonanz hat unsere Erwartungen übertroffen. Abseits der rein quantitativen Beurteilung – wir konnten die bereits guten Besucherzahlen unseres ersten bdvb Wirtschaftskongresses im Jahr 2015 noch toppen – freut mich vor allem, welches hohe Niveau sich in der Liste der Referenten, in ihren Vorträgen und auch auf Seiten der Besucher gezeigt hat. Ich bin sicher, dass an diesem Tag in Düsseldorf viele wertvolle Denkanstöße gegeben wurden.“